British Columbia

4-wöchige Rundreise – knapp 6.000 km

August 2018

 

Los geht sie, unsere Rundreise mit dem Auto und Zelt durch British Columbia. Unsere grobe Route geht von Vancouver über Prince George bis hoch nach Stewart/Hyder (USA - Yukon). Zurück über Watson Lake, Jasper Nationalpark, Calgary bis runter an den Waterton Lakes National Park (USA). Von dort aus geht es über das Okanagan Valley zurück nach Vancouver. Wir haben für diesen Trip 4 Wochen eingeplant. 

 

 

Lac la Hache

 

Wir starten am frühen Morgen über den Sea to Sky Highway vorbei an Whistler und den Duffey Lake Highway nach Lillooet. Von hier geht es auf den ca. 600 km langen Cariboo Highway 97, entlang der alten Goldgräberroute vom Fraser Canyon bis in die Cariboo Mountains.

 

 

Die Strecke führt durch viele kleine Western Städte, sonnenverbranntes Ranchland und endet in Prince George. Am Lac la Hache angekommen, schlagen wir unser Zelt für die kommenden zwei Tage auf. Wir vergnügen uns beim Baden im See, mit Frisbee und Badminton spielen oder sind einfach nur mal zwischendurch am chillen.

 

 

 

Beaumont Provincial Park

 

Nächstes Ziel ist der Campground im Beaumont Provincial Park, er liegt direkt am Fraser Lake und wird unser zu Hause für die kommenden 3 Nächte sein.

 

Wir erkunden die alte und wunderschön erhaltene Westernstadt Bakerville. Sie erlebte 1870 - also etliche Jahre bevor Vancouver gegründet wurde - durch die Goldfunde des berühmten Seemanns Billy Barkers, den größten Gold-Boom British Columbias. Um 1900 - nachdem die meisten Goldgräber die Region wieder verlassen haben - wurde Bakerville zu einer verfallenen und fast verlassenen Geisterstadt. Erst nachdem sie 1958 zum Bakerville National Historic Park erklärt wurde, kam wieder Leben in die Stadt. Bis heute wurden 100 Gebäude restauriert oder originalgetreu aufgebaut. Man kann sich mit der Pferdekutsche durch die Stadt fahren lassen oder zu Fuß erkunden, wie das Leben in der Zeit des Goldrausches war. Kostümierte Bewohner bewirtschaften Saloons und Cafés und sogar die Zeitung aus dem Jahre 1870 lesen oder selber Gold waschen. Ein tolles Erlebnis mit vielen Eindrücken.

 

 

Heute schauen wir uns die Nationalhistorische Stätte Fort St. James an. Der Posten diente von 1806 bis 1952 als Handelsstätte und spielte eine wichtige Rolle bei der Expansion der North West Company westlich der Rocky Mountains. Die restaurierten oder originalgetreu nachgebauten Häuser bilden den größten Komplex von Originalblockhäusern und sind Zeuge der Geschichte des Pelzhandels in Kanada.

 

 

Highlight sind die berühmten „World Class Chicken Races“. Jeder darf mitmachen und seinen Tip für das Siegerhuhn abgeben. Es gibt 3 Rennen und wir haben bei jedem Rennen auf das richtige Huhn gesetzt. Ausgezeichnet wurde der Sieger mit einer speziellen Anstecknadel und „Chicken Bucks“ für die man sich eine Kleinigkeit kaufen konnte. Unser kleiner Entdecker war schwer im Trade Store am Handeln.

 

 

Es war ein großartiger Tag mit sehr freundlichem Personal, die einem das Gefühl gegeben haben im Jahre 1896 unterwegs zu sein. Sie bringen die Geschichte so spannend und interessant rüber, dass selbst Kinder sich hier rundum wohl fühlen. Hier kann gefragt, probiert, gestreichelt und angefasst werden - genau richtig für kleine Entdecker.

 

An unserem letzten Tag hier am Fraser Lake machen wir die erste Bekanntschaft mit den dicken Rauchwolken der Waldbrände. Sie bedecken rasch den blauen Himmel, samt Sonne - eine gespennstige Stimmung. Zum Glück geht es morgen früh weiter.

 

 

 

Meziadin Lake Provincial Park

 

 

Über den Yellowhead Highway gelangen wir auf den Cassiar Highway. Er ist British Columbias wahre Wildnisstrasse und führt durch beeindruckende Berglandschaften, riesige Gletscher und Heimat vieler Schwarzbären, Grizzlys und Weißkopfseeadler. Auf dem Campground am wunderschönen Meziadin Lake schlagen wir unser Zelt auf. 

 

 

Wir besuchen den alten Bergwerksort Stewart und die auf dem Boden Alaskas liegende, benachbarte Gemeinde Hyder, die mit nur 90 Einwohnern fast eine kleine Geisterstadt ist.

 

 

Den wohl schönsten und atemberaubendsten Blick hat man auf alle Fälle vom Salmon Glacier, der sich im äußeren Südzipfel Alaskas - ca. 20 km vom Grenzort Hyder entfernt - befindet. Eine unbeschreiblich tolle Gegend.

 

 

Auf dem Rückweg zum Campground halten wir in Hyder bei Diana’s Seafood Express „The Bus“. Sie kocht seit 20 Jahren in ihrem zu einer Küche umgebauten Bus und zaubert aus dem frisch gefangenen Fisch ihres Mannes und Sohnes mega leckere Fischgerichte. Das war mit Abstand der leckerste Heilbutt und der beste Coleslaw den wir jemals gegessen haben - danke Diana!

 

 

 

Boya Lake Provincial Park

 

Weiter geht es kilometerlang durch Kanadas Wälder in das Gebiet der Kaska Dene First Nations. Uneinsehbar vom Highway aus und mitten im Wald liegt der glasklare und türkisfarbene See. Man fühlt sich wie in der Karibik - so schön ist es hier. Wir haben einen traumhaften Platz direkt am Ufer und genießen die nächsten zwei Tage diese einmalige Natur. In den kommenden Tagen erkunden wir die Trails, die am See entlang führen. Einer davon endet in Biber City - einem abgenagten Waldstück mit einem großen Biberteich. Bereits mit dem Kanu haben wir das riesen Biberbauwerk bewundern können. 

 

 

Glück ist: Schönes dort zu finden, wo du es niemals erwartet hast.

 

 

Unser nächstes Ziel sind die Liard Hot Springs am gleichnamigen Fluss. Auf der Hinfahrt kommen wir durch Watson Lake. Mit 800 Einwohnern und nach Whitehorse der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Yukon mit einer vollständigen Versorgungsinfrastruktur inkl. Arzt und Apotheke. Der Ort erscheint klein und unspektakulär, wäre dort nicht der berühmte Signpost Forest. Ein riesiger Schilderwald ist hier vor über 45 Jahren entstanden. Grundstein legte damals ein vom Heimweh geplagter Arbeiter beim Bau des Alaska Highways. Er nagelte das Ortsschild seiner Heimatgemeinde an den Baum. Weitere Arbeiter, Truckerfahrer und später zahlreiche Touristen folgten seinem Beispiel. Inzwischen stehen über 84.000 Schilder (Ortsschilder, Autokennzeichen, Wegweiser oder andere beschriftete Schilder) von Besuchern aus aller Welt an Holzmasten angenagelt und unübersehbar direkt am Alaska Highway. Man könnte stundenlang durch den Schilderwald laufen und lesen. Na, findet auch ihr euren Ort?

 

 

 

Liard River Hot Springs Provincial Park

 

Die einzigen Begleiter auf der Fahrt zu den Hot Springs waren Bisons, die mitten auf der Straße ihren Mittagsschlaf halten. Ansonsten Wälder über Wälder, manchmal leider auch Wälder die den vergangenen Waldbränden zum Opfer gefallen sind oder Gebiete in denen es gerade brennt. Es ist schon beängstigend zu sehen wie viel Fläche der Waldbrand vernichtet hat. Wie wir erfahren haben, schafft es die Natur sich wieder zu regenerieren - wenn auch erst Jahre später.

 

 

Am Morgen hat uns leider der Dunst der umliegenden Waldbrände auch hier wieder eingeholt und es regnet Asche. Die Sonne leuchtet rot durch den dicken Rauch. 

 

 

Wir nutzen den Tag in den Hot Springs und baden in der heißen Quelle. Ein Holzplankenweg führt uns über warme Sumpfgewässer zum Ausgebauten aber weitgehendst naturbelassenen Alpha Pool. Es riecht nach Schwefel und dampft aus der im üppigem und subtropischem Grün gelegenen 42°C bis 52°C heißen Quelle. Ein so schönes Erlebnis, das wir gleich am Abend wiederholen. In der Dämmerung hat alles nochmal ein ganz anderes Flair. Fledermäuse drehen ihre Runden, es plätschert leise und dampft überall - sehr beeindruckend. Im Dunklen geht es über den Holzplankenweg zurück, ein schöner Spaziergang und toller Abschluss unserer Zeit hier an den Liard Hot Springs.

 

 

 

Beatton Provincial Park

 

Wir haben den Tag genutzt und sind einige Kilometer Richtung Süden gefahren. Es wurde hier oben im Norden nachts ziemlich kalt und zudem haben uns die Rauchwolken der

Waldbrände immer mehr eingeräuchert. Wie wir über die Nachrichten erfahren haben, wütet es im Cariboo Regional District so heftig, dass inzwischen viele evakuiert wurden und selbst das schöne, historische Fort St. James, welches wir letzte Woche besucht haben, in der Gefahrenzone liegt. Hoffentlich bleibt es verschont - es wäre allen zu wünschen.

 

Auf dem Weg kommen wir immer wieder an einigen verbrannten Wälder aus vergangener Zeit vorbei. Und an Wälder, die sich wieder erholt haben.

 

 

In der Nähe von Fort St. John am Charlie Lake gelegen, liegt unser nächster Campground. Die Rauchwolken sind bis hier noch nicht gekommen und auch die Sonne ist wieder sichtbar und warm. Hier entspannen wir uns die kommenden zwei Tage, denn viel zu sehen und zu erleben gibt es nicht.
 
 

Mount Robsen Provincial Park

 

Jasper ist nach Banff mit 2 Mio. Besuchern der zweitpopulärste kanadische Nationalpark. Schon die Anfahrt Richtung Jasper ist wunderschön. Sobald die Rockies sichtbar sind geht es weiter mit der Schönheit der Natur. Wir sehen die ersten Bergziegen und Caribos (Rentiere) dicht am Highway grasen, kommen an Seen vorbei, die so grün sind wie Jade und die dahinterstehenden Berge erscheinen gigantisch. 

 

Unser Campground liegt etwas hinter Jasper, mit Blick auf den Mount Robsen, den höchsten Berg der kanadischen Rockies, idyllisch gelegen mitten im Wald am Fraser River. 

 

Natürlich könnte ich stundenlang weiterschreiben aber ich glaube ich lasse einfach mal die Bilder unserer Unternehmungen sprechen:

 

 

Jasper Lake - so flach, dass man ihn komplett durchwaten kann - irgendwie witzig.

 

 

Overlander Falls - Direkt vom Campground aus ging dieser schöne Trail.

 

 

Athabasca Falls - sie donnern 12 m tief in den engen Canyon.

 

 

Nun ist auch der gesamte Jasper und Banff Nationalpark in Rauch gehüllt und wir können das schöne Bergpanorama auf unserer Weiterfahrt nach Drummheller dieses Mal nicht genießen. 

 

 

Drummheller - Dinosaur Provincial Park

 

Drummheller liegt in den Badlands - eine äußerst vielfältige Region. Canyons, Prärie, sattgrüne Wiesen, hügeliges Farmland, zerklüftete Sandsteinformationen und einen grandiosen Blick in die Bergwelt der Rocky Mountains.

 

Die nächsten drei Tage dreht sich alles nur um Dinosaurier. Das ist unsere Überraschung für unseren kleinen, großen Entdecker und er ist hocherfreut, denn hier in Drummheller wimmelt es nur so von Dinos an jeder Ecke und überall wo man hinschaut. Straßenschilder haben Sauriernamen und in Downtown steht mit 26 m Höhe der weltgrößte künstliche Dinosaurier mit Aussichtsplattform im Maul.

 

 

 

Royal Tyrell Museum 

 

Das Museum gilt als das weltweit führende seiner Art. Man erhält einen exzellenten Einblick in die Geologie und Paläontologie der Region. Das Museum zeigt u.a. das komplette Skelett eines Tyrannosaurus Rex. Hautnah beobachten wir, wie Wissenschaftler an Fundstücken arbeiten. Es gibt jede Menge Workshops, eine Dinosaurierlehrstunde und Exponate zum Anfassen. Das Museum ermöglicht zudem Exkursionen zu Ausgrabungslehrpfaden und auch der Lehrpfad um die moderne Museumsanlage herum ist sehr beeindruckend. Kein Museum hat es bisher geschafft, mich so zu faszinieren. 

 

 

Fossilien

 

 

Workshops

 

 

Lehrpfad

 

 

 

Dinosaur Provincial Park

 

In dem kargen und durch Erosionen entstandenen Badland liegt im Tal des Red Deer River das UNESCO Weltkulturerbe und einer der weltweit ergiebigsten Fundstelle. Bereits über 300 vollständig erhaltene Dinosaurierskelette wurden hier ausgegraben und dabei über 40 verschiedene Dinosaurierarten entdeckt. Wir blicken in gigantische Weiten und irgendwie fühlt es sich an wie in einer anderen Welt.

 

 

 

Hoodoos Trail

 

Diese eigenartig geformten Pilztürme aus Stein sehen irgendwie sehr witzig aus. Wind und Wetter haben diese versteinerten Riesen aus dem Sandstein geschliffen. Blackfoot- und Cree-Indianer hielten die Hoodoos für versteinerte Riesen, die nachts lebendig werden. Geologen geben ihnen leider keine 100 Jahre Lebensdauer mehr. 

 

 

Wir fahren durch das Badland und schauen uns einige Sehenswürdigkeiten an, wie z.B. die Hängebrücke in Rosedale. Sie führt über den Red Deer River und wurde früher von den Bergleuten vom Kohlebergbau benutzt. 

 

 

Eher durch Zufall kommen wir durch die kleine Gemeinde Wayne mit dem historischen Rosedeer Hotel und dem Last Chance Saloon. Ein schöner Ausklang mit Einheimischen im Saloon zu sitzen bei einem guten Bier, einer zünftigen Mahlzeit und echter Countrymusik. 

 

 

 

Waterton Lake Provincial Park

 

Weiter geht die Reise in den Süden Britisch Columbias. An der Grenze zu den USA liegt der Watertan Lake Provincial Park. Er ist mit 525 km2 eines der kleineren Naturschutzgebiete Kanadas. Der Waterton See liegt wunderschön am Glacier Provincial Park und das Nostalgiehotel Prince of Wales thront malerisch auf dem Hügel. Angekommen im dicken, dunklen Rauch, denn auch hier wütet - wie bereits 2017 - ein heftiger Waldbrand. Die meisten Straßen sind auf Grund der Waldbrände noch immer gesperrt und der einzige Campground der noch nicht evakuiert wurde ist unserer. Dafür haben wir ihn fast für uns alleine. Zu unserem Glück und zum größeren Glück der Firefighters und des Waldes fängt es an zu regnen. Es schüttet und windet die ganze Nacht und es kühlt deutlich ab. Am nächsten Morgen ist der Waldbrand gelöscht, den Rauch hat es weggeblasen und die Berge sind weiß von Schnee bedeckt - juhu, erstes Wintercamping - im August! 

 

 

 

Okanagan Valley - Lake Okanagan

 

Die letzte Woche ist angebrochen und die wollen wir im Warmen verbringen. Die letzte Nacht war echt frostig. Unsere Reise geht weiter ins wunderschöne Okanagan Valley in den „Obstgarten Kanadas“. Die Region um Osoyoos ist Kanadas wärmste und trockenste. Durch Weingärten und Obstplantagen fahren wir am Seeufer entlang. Pünktlich zur Pfirsichernte und auch Kirschen gibt es noch. Direkt am Straßenrand verkaufen Farmer ihr Obst und leckeren, frisch gepressten Apfelsaft.

 

Unser Campground liegt am schönen Okanagan Lake. Hier lässt es sich die letzten Tage bei Sonnenschein und blauem Himmel sehr gut aushalten. 

 

 

 

Osoyoos 

 

Heute machen wir einen Abstecker nach Osoyoos, das bekannt ist für seine Wüstenflora- und Fauna. Leider gehört das 1600 Hektar große Wüstenschutzgebiet der Nk'Mip zu den drei am stärksten bedrohten Ökosysteme in Kanada. Es ist Heimat vieler gefährhrdeter Pflanzen- und Tierarten wie z.B. Kakteen, Eidechsen, Skorpione und Klapperschlangen. Wir besuchen das Nk'Mip Wüstenkulturzentrum - ein preisgekröntes Interpretationszentrum - welches im Besitz der Osoyoos Indian Band ist. Die Mission des Zentrums besteht darin, Respekt und Verständnis für die lebendige Kultur der Okanagan-Menschen zu fördern und Kanadas einzige Wüste zu bewahren und zu interpretieren. Ein Wüstentrail führt uns vorbei an rekonstruierten Architekturbauten, Gebäuden und Skulpturen der Aborigines. Wir erhalten einen Einblick in das frühere Leben der First Nations und auch über die Klapperschlangen-Forschung. Das Rattlesnake-Forschungsprogramm des Zentrums erhält Unterstützung vom Land, um Western Klapperschlangen und Great Basin Gopher Snakes zu untersuchen. Ganz schön am klappern war sie die Schlange...

 

 

Ein grandioser Urlaub geht zu Ende. Wir haben so wahnsinnig viel erlebt und gesehen. Sind in 4 Wochen, knapp 6.000 km gefahren und haben nur eine von insgesamt 13 Provinzen und Territorien in Kanada bereist. Es ist unvorstellbar, wie groß dieses wunderschöne Land doch ist.

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